Trauminseln erleben – trotz Flugangst

Sie wollen auf die Seychellen? Auf die Malediven oder nach Bali, aber der Gedanke an die lange Flugdauer lässt kalte Schauer über ihren Rücken laufen? Vermutlich leiden Sie unter Flugangst. Aber, das bedeutet nicht, dass Sie nicht fliegen können.

Flugangst, oder medizinisch „Aviophobie“, zählt zu den „spezifischen Phobien“, und ist eine irrationale Angst. Trotzdem versuchen viele diese Angst mit rationalen Argumenten zu überwinden. „Ach, Autofahren ist viel gefährlicher!“ ist zum Beispiel ein typisches Argument. Dass ihre Angst unbegründet ist, ist den meisten Betroffenen klar. Aber so lässt sich diese Angst nicht überwinden. Ich habe für Sie, mit Hilfe der Traumatherapeutin Cordula Kaub1, ein paar erfolgsversprechende Überwindungsstrategien gesammelt, damit auch Menschen mit Flugangst in den Genuss eines Traumstrandes im Indischen Ozean oder Südostasien kommen können.

Schätzungsweiße 15-30% der Deutschen Leiden unter Flugangst2. Sie betrifft zu einem signifikanten Teil Menschen in Führungspositionen3 , da es für sie ungewohnt ist, die Verantwortung an andere Menschen zu übertragen.

Der Auslöser für Flugangst

Wer in ein Flugzeug steigt, überlässt die Verantwortung über sein Leben einem Piloten. Obwohl die tatsächliche Gefahr viel kleiner ist als die gefühlte, löst sie tief verankerte Schutzreaktionen des Körpers aus. Sieht ein Mensch eine Situation als gefährlich, stehen meist nur Kampf oder Flucht zur Auswahl, „Fight or Flight“-Reaktion genannt. Ein Flugzeug ist allerdings der wohl ungeeignetste Platz für beide Verhaltensweisen.

Die Symptome

Der Körper reagiert auf die heraufsteigende Panik mit Schweißbildung, Herzrasen, Schwindel Kopfschmerzen und Übelkeit4 .

Verhaltensweißen, die vermieden werden sollten

Verdrängungsversuche wie Alkoholkonsum und die Einnahme von Beruhigungsmitteln sind nicht zu Empfehlen5, denn Verdrängung steigert die Angst in den meisten Fällen. Stattdessen empfiehlt der Flugangsttherapeut Dieter Schniebel die Angst als existent zu akzeptieren, und ihr aktiv entgegenzuwirken.

Wirksame Techniken

Als besonders Wirksam gelten Atemtechniken. Tiefes Bauchatmen verringert den Adrenalin- und Cortisolspiegel signifikant. Angst löst eine flache Atmung aus, eine tiefe Atmung dagegen sendet im vegetativen Nervensystem Signale einer ruhigen Situation. Sie sollten rechtzeitig vor der Reise mit Atemübungen beginnen, damit diese auf der Reise einfach und gewohnt funktionieren. Hier finden Sie zum Beispiel Pranayama, eine altbewährte, indische Sammlung von Atemübungen
Auch Schokoriegel oder gesüßte Getränke können sehr wirksam sein, da ein ausgeglichener Blutzuckerspiegel die Symptome verbessert. Viel Wasser trinken ist genauso wichtig, da die trockene Luft im Flugzeug das Unwohlsein noch verstärkt.
Unsere Expertin empfiehlt, die inneren Handflächen zu massieren. Diese sind mit einem dichten Nervengeflecht durchzogen, das direkt mit der Amygdala, dem sogenanten „Angstzentrum“ des Gehirns, in Verbindung steht. Bereits 10 Minuten in Verbindung mit tiefer Atmung kann dies Wirkung zeigen. Die Symptome lassen nach.
Bewegung ist ebenfalls ein guter Anti-Stress-Faktor. Im begrenzten Raum eines Flugzeuges kann sich das aber als Herausforderung darstellen. Platzsparende Übungen wie Yoga und Pilates können Abhilfe schaffen, und lassen sich sehr gut mit tiefer Atmung verbinden. Wenn es ihnen ungewöhnlich vorkommt, machen Sie sich keine Sorgen, aus persönlicher Erfahrung kann ich versichern, dass sich nach kürzester Zeit immer andere Menschen anschließen.

Konfrontationstherapie

Vielen Menschen kann es helfen, sich im täglichen Leben ähnliche Situationen zu schaffen.Diese „Konfrontationstherapie“ ist Bestandteil einer Verhaltenstherapie. Dabei macht man sich physiologische Gesetzmäßigkeiten zu Nutze. Der Organismus kann beispielweiße Panik mit ihren Begleiterscheinungen wie Schwitzen und erhöhtem Puls nur 20 Minuten lang aufrecht erhalten. Danach tritt die völlige Erschöpfung ein. Und da Angst und Entspannung Antagonisten sind (man kann nur entweder Angst oder Entspannung empfinden), lässt die Angst nach diesem Zeitraum von alleine nach. Wenn man dies einige Male erfolgreich durchlebt wurde, werden Patienten entsprechend konditioniert. Die Angst wird in dieser Situation nicht mehr so stark auftreten. Schon eine Kinderschaukel gibt ein ähnliches Gefühl wie Start und Landung, und kann an die Situation gewöhnen. Auch mit der neuen „Virtual Reality-Technologie“ lässt sich viel erreichen! Die bisher einzige Studie spricht ihr sogar eine identische Erfolgsquote (93%) wie tatsächliche Konfrontation zu6. A controlled study of virtual reality exposure therapy for the fear of flying. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 68(6), 1020-1026.

und ihre Kosten sind sehr überschaubar. Eine VR-Brille nach dem „Cardboard“ System von Google ist für 4€-15 € erhältlich. In diese Brille befestigen Sie ein Smartphone, und betrachten spezielle Videos die Sie auch auf youtube.com finden. Ein Beispiel hier. Durch die dreidimensionale Wahrnehmung, und die Möglichkeit sich umschauen können, ist das eine sehr gute Simulation, in der Sie üben können, mit ihrer Angst umzugehen.

Eine professionelle Konfrontationstherapie ist aber natürlich die effektivere Behandlung. Da es viele Anbieter gibt, sollten Sie sich zu einem/einer Therapeut/in begeben, zu der Sie persönlich Vertrauen haben. Auch die Stiftung Warentest hat einen Vergleich einiger größerer Anbieter durchgeführt. Behandlungen mit abschließendem, unterstütztem Abschlussflug können eine Erfolgsquote von über 90% vorweisen.

Traumatherapie

Viele Psychologen gehen davon aus, dass hinter jeder Angststörung ein traumatisches Erlebnis steckt. Man unterscheidet dabei zwei Kategorien. Einmal ein bewusstes, erinnertes, negatives Erlebnis im Zusammenhang mit Fliegen, das in einer erneuten Flugsituation mit Angst verbunden wird.

Oder, vermutlich weitaus häufiger, ein unbewusstes, nicht erinnertes, negatives Erlebnis bei dem das Gefühl von Ausgeliefertsein, Ohnmacht, Hilflosigkeit etc. entstanden ist. Darunter fallen alle frühkindlichen traumatischen Erlebnisse, insbesondere Geburtskomplikationen. Dieses Gefühl von „ausgeliefert sein“ wird dann immer wieder in Situationen ausgelöst, die man als Kontrollverlust erlebt. So gesehen ist es nicht verwunderlich, dass besonders Menschen in Führungspositionen von Flugangst betroffen sind, da sie auf Grund ihrer psychischen Vorbelastung gerne die Kontrolle behalten. Deshalb ist eine Traumatherapie dauerhaft Wirksamer. Sie kann schon in 2-3 Sitzungen zur vollen Auflösung des Traumas, und der damit verbundenen Ängste, führen.

  1. www.traumatherapie-kaub.de
  2. http://www.rp-online.de/leben/reisen/news/viele-deutsche-haben-flugangst-aid-1.2415196 , aufgerufen am 17.04.2018
  3. [1] https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2015-03/flugangst-seminar-germanwings-absturz
  4. https://de.wikipedia.org/wiki/Flugangst
  5. https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2015-03/flugangst-seminar-germanwings-absturz
  6. Rothbaum, B. O., Hodges, L., Smith, S., Lee, J. H., & Price, L. (2000)

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